Filbrandt, Hans-Joachim Die Gelegenheitsstempel der Deutschen Re

40 Jahre nach Herausgabe des Heftes 9 der Infla Bücherei „Gelegenheitsstempel der Deutschen Reichspost 1919-1923“ von Karl Topf- und fast 90 Jahre nach dem Ende der Inflation erscheint es angebracht, die Sonder- und Werbestempel einer erneuten Bestandsaufnahme zu unterziehen. Die Bearbeitung der Stempel durch Topf basierte neben dessen Stempelerhebungen auf Vorgängerbearbeitungen. Schon in den zwanziger Jahren hatten sich namhafte Philatelisten wie Günther Heyd, Dr. Erich Stenger und Kurt Zirkenbach in Fachzeitschriften und kleineren Publikationen mit den neuartigen Werbestempeln auseinandergesetzt. Im Moser-Handbuch von 1933 wurden von Zirkenbach die Sonder- und Werbestempel des Inflationszeitraumes erstmalig in einer Übersicht geordnet. 1936 erschien dann der Katalog der Deutschen Sonderstempel von Bochmann mit allen bis zu diesem Zeitpunkt bekannten Stempeln.

Anfangs herrschte erhebliche Unsicherheit, wenn nicht Verwirrung, im Umgang mit den Begriffen Reklame-, Werbe-, Gelegenheits-, Fest- oder Sonderstempel usw. Während Stenger Gelegenheitsstempel im Sinne von Sonderstempel verwendete, war für Bochmann Sonderstempel der Sammelbegriff für Gelegenheits-, Gelegenheitswerbe- und Werbestempel. Im postamtlichen Sprachgebrauch wurde für Sonderstempel die Formulierung Gelegenheits- und Feststempel benutzt.

Es war Bochmann, der sich 1952 im Vorwort zu seinem Stempelwerk - Katalog der deutschen Gelegenheitsstempel - in aller Ausführlichkeit mit der Definition und Abgrenzung der Stempelarten auseinandersetzte. Die dortigen Festlegungen haben ihre Verbindlichkeit bis in unsere Zeit behalten.

sind postamtliche Stempel, die über den postalischen Stempelzweck hinausgehende Hinweise enthalten im Gegensatz zu gewöhnlichen Aufgabenstempeln mit ausschließlich postalischen Zweckangaben. Sie verdanken ihre Entstehung postfremden Anlässen und sind erkennbar durch Textangaben und/oder bildliche Darstellungen.

haben einen ausgesprochen dokumentarischen Charakter, indem sie ein zeitlich und örtlich begrenztes Ereignis wiedergeben. Sie werden zur Abstempelung von Postsendungen verwendet, die aus Anlass besonderer Veranstaltungen eingerichtet werden.

versehen werden.

vorkommen. Sie bestehen aus den Einsatzplatten mit Werbetext und dem Ortsstempel. In der Inflationszeit waren alle Serienstempel Werbestempel.

Die Deutsche Reichspost bezeichnete einige besondere Postämter, die allgemein nicht für den öffentlichen, sondern nur für den dienstlichen Postverkehr zugängig waren, als Sonderpostämter. Bei den meisten Stempeln dieser Sonderpostämter ist der Ort ihrer Verwendung angegeben wie z.B. in Berlin Kgl. Schloss, Landtag oder Kurierstelle. Stempel dieser Art werden seit Neuerem als

bezeichnet. In den Jahren nach der Inflation konnten auf Antrag für bestimmte Nutzergruppen, wenn ein allgemeines Bedürfnis vorlag, in Hotels und Kaufhäusern solche Hauspostämter eingerichtet werden. Diese Stempelgruppe wird, obwohl es sich bei ihnen nicht um Gelegenheitsstempel handelt, wegen ihrer Beliebtheit in dieser Schrift aufgenommen. Strittig war gelegentlich die Einordnung der sog. Saisonpoststempel (z.B. Rennplatz- und Stadionstempel). Es handelt sich u.E. um Sonderstempel, da diese zeitweise - aber immer aus besonderem Anlass zu bestimmten Veranstaltungen eingesetzt wurden -, im Gegensatz zu den Werbestempeln der Saisonpostämter z.B. des Kur- oder Sportbetriebes, die nur zu bestimmten Jahreszeiten eingerichtet wurden. Stempel mit besonderen Beförderungsangaben wurden nur dann katalogisiert, wenn sie Hinweise enthalten, die über die postalische Zweckangabe hinausgehen.

Damit bleiben die Luftpoststempel, Schiffs- und Bahnpoststempel im Allgemeinen unberücksichtigt.

Bis zum Ende des 1. Weltkrieges waren praktisch alle Gelegenheitsstempel Sonderstempel, weil erst nach Gründung der Postreklame am 1.September 1920 als Dienstzweig der Reichspost, Werbestempel als neue Stempelart eingeführt wurden.

Die Werbung in den Stempeln durfte nicht eigenwirtschaftlichen Interessen der Antragsteller dienen, d.h. Werbung für eine einzelne Firma war nicht zulässig. Es durfte daher nur für Ausstellungen, Messen, Kongresse, Jubiläen, Kurorte u.ä. geworben werden. Da ein Briefstempel mehr oder minder eine amtliche Verlautbarung darstellte, behielt sich das Reichspostministerium die Genehmigung eines jeden Stempels vor. Serienstempel wurden auch zu Zwecken der Posteigenwerbung eingesetzt.

Die Stempel mit Inschriften wie Ausstellung, Ausstellungsplatz, Messe u.ä. lassen die eigentliche Veranstaltung nicht erkennen und sind des Öfteren innerhalb einer Reihe von Jahren mehrfach verwendet worden. So sind in Einzelfällen auch sog. klassische Sonderstempel aus der Kaiserzeit nach 1919 weiter- verwendet worden. Der Aufgabeort war in seiner amtlichen Schreibweise im oberen Kreisabschnitt des Stempels vorzusehen. Abweichungen waren nur ausnahmsweise bei besonders gelungenen künstlerischen Lösungen des Entwurfs zulässig. Benutzt wurden in der Regel Handstempel nicht größer als 30 bzw. 35 mm im Durchmesser als Faust- oder Hammerstempel und Maschinenstempel mit auswechselbaren Einsatzstücken.

Abweichend vom Topf-Katalog werden die Gelegenheitsstempel schon ab 1916 erfasst, weil mit der Postgebührenerhöhung zum 1. August (Erhebung der außerordentlichen Reichsabgabe) die Inflation bereits im Krieg einsetzte. Bis Kriegsende sind lediglich drei neue Sonderstempel zu verzeichnen.

Insgesamt wurden gegenüber der Stempelerfassung von Topf 15 Sonder- bzw. Werbestempel neu erfasst, und die Verwendung von 18 noch nicht bekannten Serienstempeln konnte nachgewiesen werden. Alle Sonder- und Werbestempel sind abgebildet, bei den Serienstempeln werden die verschiedenen Stempeltypen für jeden Postort, jedoch nicht für jedes Postamt dargestellt.

Die Anzahl neu aufgefundener Stempel macht es erforderlich, die Stempel neu zu nummerieren.

Übersichtshalber wird bei jeder Katalognummer auf die entsprechende Nummer bei Topf und Bochmann verwiesen.

Die Darstellung der Serienstempel wurde aus Gründen der Übersicht so gestaltet, dass auf Grund der Übereinstimmung der Abbildungen eines Typs einige zusammengefasst wurden, wie z.B. die verschiedenen Postämter eines Postortes. Da die Stempelmaske/fahne durch die Herstellerfirma nicht einheitlich für alle Aufstellungsorte eines Typs gefertigt wurde, sind nur die Abbildungen mit größeren Abweichungen in Strichlänge, Strichstärke u.a. aufgeführt.